„bitter & scharf“
Frank Gillich und Sigrun Jakubaschke
„bitter & scharf“
Frank Gillich (Osnabrück), Sigrun Jakubaschke (BBK Hamburg)
Die bildhauerische Position von Frank Gillich und die malerische Position von Sigrun Jakubaschke ergeben im Ausstellungsraum eine spannende Konstellation: Ein Dialog zwischen hartem und weichem Material, zwischen Farbe und Material, zwischen Zeichnung und Farbe.
Bei beiden Künstlern spielt der Prozess im künstlerischen Schaffen eine Rolle. Eine persönliche „Ur“idee oder „Ur“form setzt sich in zweidimensionale Serien fort, oder wird in dreidimensionalen Werken umgesetzt. Beides kann im Raum nebeneinander existieren oder changiert von dem Einen zum Anderen. Gillich zeigt einen Spielraum von Möglichkeiten mit minimalen Veränderungen aufgrund von materialbedingten Eigenschaften bei Zeichnungen in Serien oder bei Skulpturen in Feldern. Auch Jakubaschke zeigt die Veränderung einer ursprünglichen Formvorstellung bei Objekten in Feldern. Mit Hilfe von Intuition, spontanem Zugriff und materialbedingten Zufällen werden die Objekte „individuell“.
Mit zwei Werkgruppen zeigt Gillich jeweils seriell bestimmte Plastiken aus dem Werkstoff Beton, dem im Arbeitsprozess des Gießens farbiges Pigment zugefügt wurde. Die „Boten“, eine für den BBK als Wandobjekt konzipierte mehrteilige Arbeit spielt mit dem Assoziationsraum eines morphologisch-natürlichen Gegenstandes der Mikrobiologie, der bei Berührung Information durch Umwandlung übermittelt. Nicht immer sind die Informationen des Boten zum Vorteil des Empfängers.
Eine zweite Arbeit als Bodenobjekt konzipiert, hat das Thema Haufen oder Anhäufung. Die Menge in der das einzelne Objekt untergeht oder aufgefangen wird in einer Gruppe und vielleicht doch Autonomie bewahren kann. Beiden Werkgruppen ist derselbe Arbeitsprozess gemein. Durch mehrfaches Abgießen derselben Gussform erhalten die Einzelstücke Modulcharakter, mit denen dann unterschiedliche Konstellationen gesetzt, gestellt, gelegt werden können.
Ausgehend von linearen Strukturen z. B. Spuren auf der Wand oder auf Chinapapier, die eine Bewegung im Raum nachvollziehen lassen, oder Liniengeflechten wie Zeichnungen in Labyrinthform, hat Jakubaschke Objekte aus gefärbtem Gips entwickelt. Diese zeigen Bewegung in ihrem erstarrten Moment – das Abbinden von Gips als chemischen Prozess. Die Objekte veranschaulichen eine spontane Handlung in Verbindung mit Alltagsmaterialien und Fundstücken. Glasscherben als eine kristalline Form werden regelrecht in den abzuhärtenden Gips eingepflanzt und können die Betrachter*innen zu Assoziationen von Wachstum im Raum und imaginären Verbindungslinien zu anderen Objekten, Plastiken etc. anregen.
Frank Gillich (Bildhauerei) und Sigrun Jakubaschke (Malerei) lehren im Fach Kunst der Universität Osnabrück.
Ausstellungsdauer: 23.03. – 14.04 2018