„bbk selected:
heiß und fertig — Nicole Widner und Stella Metzig“
Mit der Reihe »bbk selected« bietet der Berufsverband Bildender KünstlerInnen (BBK) Osnabrück jungen künstlerischen Talenten eine Ausstellung im professionellen Umfeld. Unter dem Titel „heiß und fertig – Nicole Widner und Stella Metzig“ werden zwei Studierende des Fachs Kunst an der Universität Osnabrück präsentiert.
Nicole Widners plastischen Arbeiten entstehen aus einem gelenkten Experiment und der Interaktion mit dem Material Zucker. Die künstlerische Motivation entspringt der Freude am Experimentieren, dem Erforschen des Materials und der Unabhängigkeit von gegenständlichen Formen. Der Zucker durchläuft durch aufkochen verschiedene Aggregatzustände und wird währenddessen unterschiedlich beeinflusst. Um die Farbe und Dichte zu variieren werden andere organische Materialien wie Fett und Gewürze hinzugefügt.
Die Werke sind von Zufall und einem kontinuierlichen Forschungsprozess geprägt. Dieser wird bestimmt durch intuitives Handeln, sinnliche Wahrnehmung und das erwartete und unerwartete Verhalten des Materials. Der Prozess ist nach der aktiven Bearbeitung nicht zwingend beendet. Die Reaktion des Zuckers mit der Luftfeuchtigkeit der Umgebung kann fortbestehen, oder durch das konservieren gestoppt werden.
Das Experimentieren, Aufbrechen der Form und die Erschaffung von etwas Neuem findet sich auch in meinen photographischen Arbeiten wieder. Die analogen Aufnahmen werden verfremdet – bis zu einer scheinbar neuen Wirklichkeit.
Stella Metzig Werke zeichnen sich durch ihre Spontanität aus; sie entstehen aus einem impulsiven Arbeitsprozess, wodurch sie sowohl Souveränität als auch Unveränderlichkeit transportieren. „Ich arbeite, weil ich das Gefühl habe, ich müsste und ich weiß erst wann ich fertig bin, wenn das Gefühl des Müssens aufhört. Dabei komme ich mit mir selbst ins diskutieren, ins reflektieren.“ Was bei dieser Auseinandersetzung entsteht, sind emotional aufgeladene Werke: Bilder und Objekte in denen innerste Regungen unzensiert nach außen getragen werden.
Auf gesellschaftlicher wie auch persönlicher Ebene handeln die Werke von Zerrissenheit, Konflikt und Wut aber auch von Regeneration, Freiheit und Humor. Es sind gefühlvolle und lebendige Werke. Die Einlinienzeichnungen entstehen intuitiv, ohne Planung oder Nachbearbeitung; im Zeichenprozess formen sich so Figuren in Posen zwischen wilder Verrenkung und inniger Ruhe, ebenso dynamisch und unmittelbar wie die Gedanken, aus denen sie erwachsen.
In der skulpturalen Arbeit wird zu Material was weggeworfen, oder verloren wurde; materielle Banalität, die als Teil des Werks – durch ihre Aufgabe als kryptische Verbindung vom persönlichen Innersten zum öffentlich Erfahrbaren – einen neuen Wert erhält. Die Assemblage-Technik ist Berührungspunkt in allen Schaffensbereichen der Künstlerin: Skulptur, Photographie, Zeichnung und Malerei. Der unnachgiebige Drang zur künstlerischen Auseinandersetzung erscheint als ein ureigenes Bedürfnis und äußert sich in den vielfältigen, autobiografischen Arbeiten.
Ausstellungsdauer: 5. Juli bis 24. August 2019